Argumente gegen das Barfen?

Auf einer meiner „Schnüffel“-Touren durch das WWW bin ich mal wieder auf eine Seite gestoßen, die meint, Argumente gegen das Barfen gefunden zu haben. Welche Seite dies ist, werde ich nicht sagen, sonst gibt’s wieder Ärger, denn wenn die Argumente ausgehen, folgt der Rechtsanwalt.

Hauptbezug bei der Argumentation ist der von uns Barfern gern heran gezogene Vergleich zwischen Wolf und Hund. Bedenken Sie, dass der wissenschaftlich nachgewiesene genetische Unterschied zwischen Wolf und Hund im Durchschnitt nur 0,04 % beträgt.

Im Folgenden werde ich Ihnen die gefundenen Argumente aufzeigen und Sie mit einer kleinen Frage dazu anregen, über diese Argumente nachzudenken.

Wolf = ständiger körperlicher Stress -  Hund = kaum körperlicher Stress

Reden wir hier wirklich von „Stress“, oder vielmehr von ausreichender und gesundheitsfördernder körperlicher Betätigung? Bedenken Sie, dass ein Wolf bis zu 15 km oder mehr täglich zurück legt, ein Hund aber oft nur 2 mal täglich um’s Eck geführt wird.

Wolf = häufig schlechter Futterzustand – Hund = guter, häufig auch zu guter Futterzustand

Wenn ein Organismus an einen „Zustand“ angepasst ist, kann man dann von „schlecht“ reden? Und was bitte heißt „zu gut“? Heißt „zu gut“ vielleicht doch „schädlich“? Ist hier „gut“ und „schlecht“ nicht nur aus menschlicher Denkweise heraus betrachtet worden? Ist, weil wir Menschen an verdorbenem Fleisch erkranken, ein Kadaver für eine Hyäne oder einen Geier ebenso „schlecht“?

Wolf = keine medizinische Versorgung – Hund = sehr gute medizinische Versorgung

Warum haben dann sehr viele Hunde Allergien und Erkrankungen, die ein Wildtier gar nicht kennt? Oder kennen Sie ein Waldtier (muss ja nicht immer ein Wolf sein), das eine Futterallergie hat?

Wolf = ständig der Witterung ausgesetzt – Hund = kaum der Witterung ausgesetzt

Kann das nicht auch für den Hund ein Nachteil sein? Bei den Menschen sind diejenigen, die viel draußen sind, auch gesünder, oder nicht?

Wolf = wenige unregelmäßige Mahlzeiten – Hund regelmäßige Mahlzeiten

Hier sind wir bei dem selben Argument wie oben: der Anpassung des Verdauungsapparats und Stoffwechsels an diese Bedingungen. Und wie gut die regelmäßigen Mahlzeiten sind, sehe ich jeden Tag an den schnaufenden Presswürsten, die im Wohngebiet rum laufen.

Wolf = unausgeglichene Ernährung – Hund = ausgeglichene Ernährung

An welchem Maßstab wurde denn dieses Argument fest gemacht? Wieder an unserem eigenen Kühlschrank? Es ist wirklich erstaunlich, mit welcher Arroganz sich der Mensch manchmal über die Weisheit der Natur stellt. Ernährt sich ein Wellensittich, der nur Körner frisst, unausgeglichen, weil ihm Fleisch fehlt?

Wolf = ständige Gewichtsschwankungen, Verdauung variiert von hart bis durchfällig Hund = Anspruch der Besitzer: geregelte Verdauung, bester Futter- und Fellzustand, braver unkomplizierter Charakter

Interessant! Warum klagen eigentlich so viele Hundebesitzer in meiner Gegenwart oft, dass ihr Wauzi ständig Durchfall habe? Da kann ja was nicht stimmen. Und wund gekratzte Hautpartien mit Fellverlusten sind auch nicht selten. Ein Wolf mit derartigen Problemen würde nicht lange überleben. Und was den Fellzustand betrifft: nicht immer ist das, was uns gefällt, auch von Natur aus richtig.

Bei wie vielen Wildtieren erleben wir eigentlich ein im Jahresverlauf schwankendes Körpergewicht? Bei fasst allen, denn das Nahrungsangebot ist immer schwankend. Hat sich die Natur wirklich so sehr geirrt und so sehr gepfuscht?

Und zum Charakter: na gut, wenigstens hat man das beim Wolf weg gelassen und ihm nicht irgendwas angedichtet. Weiterhin wird argumentiert, dass aufgrund der geringeren Bewegung des Hundes entsprechend mager (= wenig Fett und Eiweiß)  gefüttert werden müsse (ich habe die Formulierung etwas verkürzt und vereinfacht). Sicher ?

Wäre es nicht besser, dem Hund seine natürlichen Bewegungsbedürfnisse befriedigen zu lassen, anstatt dies mit Mangelernährung zu kompensieren? Oder vielleicht sollten wir unseren Hunden etwas weniger Fettmacher-Leckerlis reinstopfen?

Und zu guter Letzt sollte man sich die Frage stellen, ob es nicht vielleicht einen wesentlichen Unterschied in der physiologischen Verwertbarkeit pflanzlicher und tierischer Fette und Proteine durch den Stoffwechsel des Hundes gibt.

Warum frisst ein Wellensittich kein Steak? Warum werden aber unsere Hunde mit Getreide gequält, das erst mal mit künstlichen Aromen getarnt werden muss, damit Wauzi so nett ist, den tollen Snack zu fressen.

Haben Sie schon mal gehört, dass es extra für Hunde ein Aroma namens „Kadaver“ gibt? Warum wohl?

Wenn Sie alle Fragen, die ich hier aufgestellt habe, beantwortet haben möchten, dann lesen Sie mal ein gutes Buch, und zwar das Buch von Dr. med. vet. Vera Biber „Futterprobleme bei Hunden“.

Sie werden staunen!

Henry Wollentin

 
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